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Kull, Anna
(1841–1923) |
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*21.10.1841 Klausenburg, † 1923 Triest;
Heimatort: Niederlenz. |
Violoncellistin. |
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Bildnis Anna Kull als Violoncellistin, nach
Josef Resch (1819-1901) |
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Anna Kull kam als Tochter des Jakob und der
Emerensia Maria Kull-Jöchlinger von Jochenstein
zur Welt. Sie gehörte zum Kull-Stamm der
Neubauern/Untermüllern. Ihre Mutter war eine
österreichische Adelige aus Kärnten. Sie wuchs
mit ihrer älteren Schwester Carolina Maria auf,
die aber schon mit zehn Jahren verstarb. Ihre
erste musikalische Ausbildung erhielt Anna Kull
von ihrem Vater. Mit etwa 12 Jahren wurde sie
vom Zürcher Violoncellisten Schleich
unterrichtet. Ab 1855 unterrichtete sie in
München der Violoncellist und Hofmusiker
Hippolyt Müller. 1853 trat sie erstmals in
London auf und 1854/55 mehrmals öffentlich in
Niederlenz. 1855 konnte man sie in einem
Kammermusikkonzert des Philharmonischen Vereins
in München hören, sie spielte dabei eines der
Concertini für Violoncello und Klavier von
Bernhard Heinrich Romberg. Im gleichen Jahr trat
sie im Müncher Privat-Musikverein auf und bekam
grossen Beifall. Im Winter 1855/1856 unternahm
Anna Kull mit ihren Eltern eine größere
Konzertreise, bei der sie u. a. in Lindau, St.
Gallen, Zürich und Bern auftrat. In Bern stand
eines der Concertini für Violoncello und Klavier
von Bernhard Heinrich Romberg, eine Hymne aus
der Oper „Stradella“ von César Franck, für
Violoncello arrangiert von August Roderich
Lindner, ein „Morceau de salon“ aus Gaetano
Donizettis „Lucia di Lammermoor“, das von Joseph
Merk für zwei Violoncelli bearbeitet worden war,
sowie eine „Grande Fantaisie“ für Violoncello
von Adrien-François Servais auf dem Programm. |
Im Jahr 1857 hielt sich Anna Kull vorwiegend in
London auf. Sie spielte im März 1857 im „Grand
Annual Concert“ des Dirigenten Howard Glover im
Drury Lane Theatre an der Seite von Musikerinnen
und Musikern wie Arabella Goddard, Julius
Benedict und Prosper Sainton. Ende Juni 1857
trat sie im Rahmen einer Soirée musicale auf,
die die Sängerin Mme. Henri und die Pianistin
Miss Stevenson in den Beethoven Rooms
veranstalteten. Im gleichen Jahr entstand ein
Bildnis in Öl von ihr durch den Maler James
Smetham (1821-1889). Anna Kull trug den Titel
einer Kammervirtuosin der Königin von England. |
Auch 1859 hielt sich Anna Kull in London auf und
veranstaltete dort im Januar ein eigenes Konzert
in den Beethoven Rooms. Sie spielte mit dem
Pianisten Wilhelm Ganz (1833–1914) ein Duo für
Klavier und Violoncello von Guillaume Paque,
eine Solofantasie von Adrien-François Servais,
ein weiteres Solo, komponiert von ihrem Vater
Jakob Kull,
und, gemeinsam mit dem Violoncellisten Kleine,
ein Duo für zwei Violoncelli. Im gleichen Jahr
trat sie in Vevey, Lausanne, Baden-Baden und
mehrfach in Frankfurt a. M. und Paris auf. Nach
ihren Frankfurter Auftritten zog sich Anna Kull
im Alter von 19 Jahren aus der Öffentlichkeit
zurück. Nur noch gelegentlich spielte sie
öffentlich, so in Bern, Zürich, Lenzburg und
Graz. |
Nach dem Tode ihrer Eltern lebte sie zumeist auf
ihrem Schlosse in Kärnten und verwaltete ihre
Besitzungen. Durch Reisen blieb sie mit ihrer
weitverzweigten Verwandtschaft in Verbindung. In
Italien war sie durch ihre Mutter mit dem
Hochadel der Orsini und Medici verwandt. Während
eines Aufenthalts in Rom wurde sie durch Papst
Leo Xlll. zum Essen eingeladen. |
Sie starb mit 82 Jahren, als sie zu Besuch auf
Schloss Trient weilte. Sie wurde auf dem
dortigen Friedhof bestattet. Ihr Cello vererbte
sie der Stadt Graz. |
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Anna
Kull mit ihrer Mutter |
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Vom 10.–22.
Feb. 2020 findet in Graz erstmals der
Internationale Cello-Wettbewerb "Anna Kull"
statt, der von der Kunstuniversität Graz
ausgerichtet wird. |
Quelle und Schrift: |
Karl Schenkel: "Niederlenz – Vom Werden und
Wachsen einer aargauischen Industriegemeinde".
Staufberg 1944, S.16ff.; |
http://www.sophie-drinker-institut.de/cms/index.php?page=kull-anna; |
https://mugi.hfmt-hamburg.de/artikel/Anna_Kull.pdf. |
Seite als PDF
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24.
Herbsting 2016 |