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Koref-Stemmler-Musculus, Gertrud (1889–1972)

 

 

  

 

* 4.11.1889 Aschaffenburg, † 29.4.1972 Aarau, Heimatort: Aarau.

Malerin. Malerei, Landschaft, figürliche Komposition, Bildnis und Stillleben.

   

 

Foto 60er-Jahre  

Gertrud Koref-Musculus erwarb sich ihre künstlerische Ausbildung vornehmlich in Stuttgart. Sie stammt aus einer alten deutschen Familie, deren bekanntester Vertreter der Reformator Wolfgang Musculus (1497-1563) ist. Sie kam als Gertrud Musculus in Aschaffenburg zur Welt. Die Familie zog 1893 nach Stuttgart und so verbrachte sie ihre Jugendjahre in der schwäbischen Stadt. Schon früh zeigte sich ihre Begabung, so dass sie bereits während der Schulzeit bei Prof. R. Schmidt Unterricht im Malen bekam. 1911 begann sie ihr Studium an der Akademie in Stuttgart, und von 1915 an war sie in der Malklasse und im Meisteratelier von Adolf Hölzl, wo unter andern auch Hans Brühlmann und Otto Meyer-Amden studierten. 1917 erfolgte die Heirat mit dem Maler Hermann Stemmler (1893-1918), der im Krieg fiel. In Stuttgart war auch ihr erster Wirkungskreis. 1920 wurde sie Mitglied der Üecht-Gruppe, an deren Ausstellung "2. Herbstschau Neuer Kunst" sie teilnahm; von 1924 bis 32 beteiligte sie sich regelmäßig an den Ausstellungen der Stuttgarter Sezession. Im Juli 1926 reiste sie mit ihrer Freundin Margarete Oehm und Willi Baumeister nach Paris. Sie besuchten Piet Mondrian in seinem Atelier und trafen sich auch mit Michael Seuphor und dem Künstlerehepaar Robert und Sonia Delaunay-Terk.

   
  Ganz links ist Gertrud Stemmler, daneben W. Baumeister, J. Herburger, Piet Mondrian, M. Seuphor, M. Baumeister  
1930 fand die Heirat mit dem bekannten Physikochemiker Fritz Koref (1884-1969) statt. Das Paar übersiedelte nach Berlin, welches zum neuen Wirkungsort Korefs wurde. Sie beschickte bis 1935 regelmäßig verschiedene Ausstellungen (Novembergruppe Berlin, Verein Berliner Künstlerinnen, Gedok, bisweilen auch Berliner Akademie der Künste, Berliner Sezession, Deutscher Künstlerbund). Auch unternahm sie viele Reisen nach Frankreich, Italien, Ungarn und der Niederlande. 1935 wurde ihr wegen der jüdischen Abstammung ihres Mannes durch die nationalsozialistische Reichskunstkammer die Berufsausübung verboten.
   
  Landschaft im Tirol, 20er-Jahre Frauenkopf Berglandschaft 1922  

Das Paar übersiedelte 1939 nach Paris, wobei Gertrud Koref ihr ganzes bisheriges Werk zurücklassen musste, welches dann 1942 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört worden ist. In Frankreich wurden sie 15 Monate im französisches Lager Camp de Gurs getrennt interniert. Dem Aarauer Lampenfabrikanten Max Gloor gelang es, sie kurz vor der Deportation nach Deutschland aus dem Lager freizukaufen und so konnten sie 1942 mit nur zwei Schlafsäcken und den Kleidern, die sie trugen, in die Schweiz einreisen.

   
  Liegender Akt, 20er-Jahre  

Sie ließen sich in Aarau an der Rothpletzstrasse 2 nieder, das zu ihrer neuen Heimat wurde. Gleichenorts befand sich das Atelier der Künstlerin. 1947 nahm Gertrud Koref an der Ausstellung der Stuttgarter Sezession teil.  1955 erwarb sie das Schweizer Bürgerrecht. 1961 beteiligte sie sich an der Ausstellung "Hölzel und sein Kreis" im Württembergischen Kunstverein Stuttgart.

   
  Kirche von Chenelette, 1942 Schneelandschaft mit Reiter, 1950 Place de la Concorde, Paris 1957  
Ausstellung:
1949, 23.4.–1.5., Sammlung Hugo Borst, Kunsthaus Sonnenhalde Stuttgart;

1961, 16.12.–21.1.1962, Gertrud Koref-Musculus, Eva Baumann, Galerie am Stadelhofen Zürich;

1964, 18.1.–16.2., Gertrud Koref-Musculus, Katharina Anderegg, Galerie am Stadelhofen Zürich;

1967, 1.4.–16.4., Galerie zur alten Kanzlei Zofingen;

1970, 20.11.–30.11., Galerie Silberdistel Unterentfelden;

2016, 27.11.–19.3.2017, Moderne am Main, Design, Architektur, Kunst, Rauch Museum, Freudenberg/Main.

 

 
  Pfingstrosen 1964

Tulpen 1957

Rosen 1965  
Quelle und Schrift:
Elbogen Paul, Jeder machts anders, in: Das Leben, Bd. 8, Nov. 1930/31, S. 54f.;
Hans Hildebrandt, Adolf Hölzel und sein Kreis, Das Werk, Bd. 23, Heft 5, 1936, S. 159;
Gertrud Koref-Musculus, Eine Malerin der Lebensbejahung in der Galerie «Zur alten Kanzlei» Zofingen, Zofinger Tagblatt, 3.4.1967;
Die Malerin Gertrud Koref-Musculus, in: Aargauer Tagblatt, 16.11.1970;
Helmut Herbst, Gertrud Koref-Stemmler-Musculus ( 1889 -1972), in: Adolf Hölzels Schülerinnen 1991, S. 85 - 89;
Brigitte Pedde, Willi Baumeister 1889-1955, Bonn 2013.
   
  Mädchen, 1970 Äpfel 1966 Blumenstrauss mit Sonnenblume 1971  
 
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31. Jänner 2012